OCHSENHAUSEN
- Vor der grandiosen Kulisse der barocken Klosterkirche hat das Amateurtheater
Ochsenhausen anlässlich seines 30-jährigen Bestehens Hofmannsthals
„Jedermann" aufgeführt. Die erfolgreiche Premiere bewies,
das Ensemble wird dem hohen Niveau der Geschichte vom Sterben des reichen
Mannes gerecht.
„Zum Jubiläum
sollte es etwas Besonderes sein", sagt Boris Kappler, Spielleiter
des Amateurtheaters - und es ist etwas Besonderes geworden. Dank finanzieller
Absicherung durch die Stadt Ochsenhausen und großzügiger Sponsoren
konnte das anspruchsvolle Theaterprojekt starten. Der „Jedermann"
ist neben dem „Rosenkavalier" Hugo von Hofmannsthals Paradestück
und gehört zu den großen Werken der Weltliteratur.
Die Wahl und Verpflichtung des Wiener Regisseurs Günther
Treptow scheint ein Glücksfall. Nach intensiver Probenarbeit seit
Februar agieren sämtliche Mimen geradezu professionell und zeigen
eine choreographisch und dramaturgisch brillante Inszenierung vor der
unvergleichlichen Fassade der Kirche. Es stimmte einfach alles - das Ambiente,
die Requisiten, die Musik und das Wetter an diesem lauen Sommerabend.
In der Theaterwelt gilt die Rollenbesetzung des Jedermann
und seiner Buhlschaft als hohe Ehre. Boris Kappler meistert die Titelrolle
bravourös und glänzt sowohl als reicher Lebemann als auch als
reuiger Bekehrter. Simone Burster verkörpert augenfällig die
frivole Gespielin.
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Meisterhafter Tod
Als zwischen Liebesgeplänkel, Tanz, Tändelei und
opulentem Tafeln mit Freunden die Stimme Gottes sich bei Jedermann meldet,
wollen die Gäste seine Melancholie mit Musik und Calzedon-Wein kurieren.
Der Auftritt vom Tod persönlich (meisterhaft besetzt mit Hildegard
Schäfer) setzt seinem Leben in Saus und Braus ein jähes Ende.
Buhlschaft, Vettern und sein Guter Gesell lassen ihn im Stich. Sein Fazit:
„So lang einer im Glück ist, hat er Freunde die Menge, doch
wenn es fort, verlaufet die Menge."
Ulrich Werther überzeugte mit subtilem Spiel an der Gabler-Orgel.
Sehr hochkarätig auch der Auftritt der Spielleute - allesamt Dozenten
der
Musikschule Ochsenhausen. Beim letzten Gang des geläuterten Jedermann
mischte sich in Orgelspiel und Glockenklang, dramaturgisch stimmig, Blitz
und Donnergrollen.
Bei der fulminanten Auftaktveranstaltung gab es häufig Szenenapplaus
und anhaltende Ovationen für das gesamte Ensemble vor und hinter
der Bühne. Das Publikum reagierte durchweg begeistert - es gab Vergleiche
mit Salzburger Aufführungen. Als sehr beeindruckende Vorstellung
bezeichnete Rolf Wenhardt, Präsident vom Landesverband Amateurtheater
Baden-Württemberg, die gelungene Inszenierung. |