Im Spiegel der Presse
Amateurtheater Ochsenhausen e.V.

Premiere: „Jedermann" überzeugt reich und reuig

SZ-Artikel vom 24.07.2006 - (Hanna Nuber)

OCHSENHAUSEN - Vor der grandiosen Kulisse der barocken Klosterkirche hat das Amateurtheater Ochsenhausen anlässlich seines 30-jährigen Bestehens Hofmannsthals „Jedermann" aufgeführt. Die erfolgreiche Premiere bewies, das Ensemble wird dem hohen Niveau der Geschichte vom Sterben des reichen Mannes gerecht.

  „Zum Jubiläum sollte es etwas Besonderes sein", sagt Boris Kappler, Spielleiter des Amateurtheaters - und es ist etwas Besonderes geworden. Dank finanzieller Absicherung durch die Stadt Ochsenhausen und großzügiger Sponsoren konnte das anspruchsvolle Theaterprojekt starten. Der „Jedermann" ist neben dem „Rosenkavalier" Hugo von Hofmannsthals Paradestück und gehört zu den großen Werken der Weltliteratur.

  Die Wahl und Verpflichtung des Wiener Regisseurs Günther Treptow scheint ein Glücksfall. Nach intensiver Probenarbeit seit Februar agieren sämtliche Mimen geradezu professionell und zeigen eine choreographisch und dramaturgisch brillante Inszenierung vor der unvergleichlichen Fassade der Kirche. Es stimmte einfach alles - das Ambiente, die Requisiten, die Musik und das Wetter an diesem lauen Sommerabend.

  In der Theaterwelt gilt die Rollenbesetzung des Jedermann und seiner Buhlschaft als hohe Ehre. Boris Kappler meistert die Titelrolle bravourös und glänzt sowohl als reicher Lebemann als auch als reuiger Bekehrter. Simone Burster verkörpert augenfällig die frivole Gespielin.

Meisterhafter Tod

  Als zwischen Liebesgeplänkel, Tanz, Tändelei und opulentem Tafeln mit Freunden die Stimme Gottes sich bei Jedermann meldet, wollen die Gäste seine Melancholie mit Musik und Calzedon-Wein kurieren. Der Auftritt vom Tod persönlich (meisterhaft besetzt mit Hildegard Schäfer) setzt seinem Leben in Saus und Braus ein jähes Ende. Buhlschaft, Vettern und sein Guter Gesell lassen ihn im Stich. Sein Fazit: „So lang einer im Glück ist, hat er Freunde die Menge, doch wenn es fort, verlaufet die Menge."

  Ulrich Werther überzeugte mit subtilem Spiel an der Gabler-Orgel. Sehr hochkarätig auch der Auftritt der Spielleute - allesamt Dozenten der
Musikschule Ochsenhausen. Beim letzten Gang des geläuterten Jedermann mischte sich in Orgelspiel und Glockenklang, dramaturgisch stimmig, Blitz und Donnergrollen.

  Bei der fulminanten Auftaktveranstaltung gab es häufig Szenenapplaus und anhaltende Ovationen für das gesamte Ensemble vor und hinter der Bühne. Das Publikum reagierte durchweg begeistert - es gab Vergleiche mit Salzburger Aufführungen. Als sehr beeindruckende Vorstellung bezeichnete Rolf Wenhardt, Präsident vom Landesverband Amateurtheater Baden-Württemberg, die gelungene Inszenierung.


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am 29.11.2016
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