Im Spiegel der Presse
Amateurtheater Ochsenhausen e.V.

Selina Rueß brilliert als Pippi Landstrumpf

Schwäbische Zeitung vom 02.06.2008

OCHSENHAUSEN - Es war großartig. Anders lässt sich die Ochsenhausener Premiere des Stückes "Pippi Langstrumpf" von Astrid Lindgren nicht beschreiben. Die Zusammenarbeit von Jugendkunstschule und Amateurtheater Ochsenhausen dürfte Maßstäbe setzen. Star des Abends war Selina Rueß. Sie brilierte in der Hauptrolle - nein, sie war die echte Pippi Langstrumpf.

Man ist angesichts der Kinderrollen in Astrid Lindgrens Klassiker geneigt, ein Kindertheater zu erwarten, vielleicht kindlich gespielt. In Ochsenhausen jedoch wird professionelles Theater geboten, das zu Recht vom Publikum am Schluss Applaus im Stehen erhielt.
Die Handlung ist eingebettet in ein tolles optisches und akustisches Umfeld: das Bühnenbild von Eva-Sabine Graupner vermittelt das Flair einer Villa Kunterbunt. Die souveräne Projektband der Jugendmusikschule Ochsenhausen identifiziert sich mit Roy Spillers Kompositionen und Arrangements sowie den Texten. Dazu kommt eine gelungene Kostümauswahl.

Immenses Textpensum
Und dann die Schauspieler: Es ist die Rolle der Pippi Langstrumpf, die über Erfolg oder Misserfolg entscheidet. Erschwerend kommt hinzu, dass die Kinderrolle ein immenses Text-Pensum aufweist. Es ist in Ochsenhausen gelungen, mit Selina Rueß die beste Besetzung für diese Rolle zu finden, die sich nur denken lässt. Mit einer bemerkenswerten Bandbreite von Ausdrucksformen, verbunden mit kindlicher Natürlichkeit, zugleich perfekt und professionell bis ins Detail, fegt sie mitreißend durch das Stück. Eine Pippi Langstrumpf, wie kein Regisseur sie sich besser wünschen könnte.
Es gibt kaum echte Nebenrollen und so müssen Pippis Freunde, Thilo Denzel als Thomas und Anna Patzelt als Annika einiges leisten, was sie aber souverän absolvieren. Besonders zu erwähnen ist das enorme Pensum, das Clemens Schlecht als Affe "Herr Nilsson" einbringt.

Eindrucksvolle Auftritte
Die Profis vom Amateurtheater bilden mit ihrer schauspielerischen Routine und Begabung das Gegengewicht zur kindlichen Unbefangenheit. So haben Hildegard Schäfer als Frau Prysselius und Brunhilde Bürgin als Frau Granberg sehr starke Auftritte, bei denen sich Selina Rueß exzellent in Szene setzen konnte - zum Entsetzen von Ruth Wessels als Frau Settergren. Auch Otto Angele und Manfred Hörmann als Polizisten beweisen ihre komödiantische Vielseitigkeit. Ebenfalls starke Figuren sind die Diebe,

 


(Text und Foto: Gerhard Bauer)

gespielt von Gebhard Grimm und Manfred Licht. Heidi Albinger-Seel nimmt man die Lehrerin sofort ab, während Bauchtänzerin Mareike Wessels überzeugend exotisches Flair bietet. Eigene Akzente setzen Albert Schädle als starker Adolf wie auch sein schräger Manager, gespielt von Oliver Falk - und natürlich Multitalent Boris Kappler, der als Kapitän Langstrumpf mit seiner Truppe und dem Schiff "Hoppetosse" einen eindrucksvollen Auftritt hinlegt.
Was wären Handlung und Schauspieler ohne den Regisseur, der es versteht, einfühlsam und zugleich fordernd das noch unausgegorene Ganze zu einer solch begeisternden Darbietung hinzuführen. Es ist unzweifelhaft das Verdienst von Regisseur Gunther Dahinten, dass es eine strahlende Premiere gab, wie man sie lange nicht gesehen hat. Da Capo!


Diese Seite wurde erstellt am 28.11.2019
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