OCHSENHAUSEN
- Das Theaterprojekt "Pippi Langstrumpf" der Jugendkunst¬schule
(Juks), Außenstelle Ochsen¬hau¬sen, das diese in Kooperation
mit dem Amateurtheater Ochsenhausen und der Jugendmusikschule realisiert,
geht jetzt in die finale Phase. Premiere ist am 30. Mai. SZ-Mitarbeiter
Gerhard Bauer sprach über den aktuellen Stand mit Gunther Dahinten,
der die Regie führt.
Herr Dahinten, wie sind Sie, der doch eher
mit klassischem Theater in Verbindung gebracht wird, darauf gekommen,
Regie in einem "Kindertheater" zu führen?
Für die Juks in Biberach hatte ich ja bereits in der Vergangenheit
beim "Dschungelbuch" Regie geführt, was mir großen
Spaß machte. So entstand auch die Anregung zu "Pippi Langstrumpf"
mit der Juks-Außenstelle Ochsenhausen, um in Kooperation mit dem
Amateurtheater Ochsenhausen das Projekt in Angriff zu nehmen. Zum anderen
ist "Pippi Langstrumpf" in Ochsenhausen schon von der Besetzung
her kein reines Kindertheater, da die Rollen der Kinder auch von Kindern
gespielt werden, die der Erwachsenen jedoch von Erwachsenen. So werden
die Kinder in ihrer Rolle ernst genommen und wirken nicht nur niedlich.
Gerade in Ochsenhausen haben unlängst
etliche Schulaufführungen stattgefunden. Worin unterscheiden sie
sich denn von "Pippi Langstrumpf"?
Diese Pippi Langstrumpf ist schon eine wunderbare Figur, die nicht nur
"Action" vermittelt, sondern auch ganz wesentliche Werte repräsentiert.
Ohne Eltern aufgewachsen, hat sie die Kraft der Fantasie, Witz, Mut, Individualität,
Selbstsicherheit und Tatkraft, und ist doch eine Frohnatur - alles Werte,
die in diesem Spiel intuitiv und ohne pädagogischen Zeigefinger vermittelt
werden. Weil Pippi weg ist von der Norm, unangepasst und kritisch gegenüber
eingefahrenen Strukturen, entwickelt sie eine geistige Unabhängigkeit,
die man unseren Kindern und überhaupt vielen Menschen eigentlich
nur wünschen kann, um sich zu behaupten und damit sie in der modernen
Gesellschaft nicht nur "funktionieren".
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Mehr als nur Kindertheater
ist für Regisseur Gunther Dahinten das Theaterstück „Pippi
Langstrumpf“: Bei diesem Kooperationsprodukt sorgen Kinder
und Erwachsene „für einen Geist der Harmonie –
jeder nimmt jeden ernst“. |
Sie sind fasziniert von der Figur der "Pippi
Langstrumpf". Wie können Sie diese Begeisterung in Ihrer Regiearbeit
umsetzen?
In der Tat ist Pippis Spiel mit den Realitäten faszinierend. Sie
macht das Unmögliche zum Positiven. Als geistreiches Lausemädchen
mit Tiefgang ist sie doch vollwertiges Kind, Kameradin und eben ganz einfach
auch ein Mädchen, was übrigens zur Entstehungszeit der Figur
nicht selbstverständlich war. Ich habe bei den beiden Gesamt¬¬verantwortlichen
Renate Kunz und Boris Kappler, aber auch bei allen kleinen und großen
Darstellerinnen und Darstellern eine Begeisterung vorgefunden, die professionelles
Arbeiten ermöglicht. Ein fähiges und fleißiges Ensemble
mit Kreativität, Fantasie und vollem Einsatz, auf und hinter der
Bühne, bei dem mir die Probenarbeit riesiges Vergnügen bereitet!
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Wie
funktioniert denn das Zusammenspiel von Kindern und Erwachsenen?
Es entstand von Beginn an eine Harmonie der Generationen, bei der jeder
jeden ernst nimmt. Der breite Mix der Darstellungsformen wie Schauspiel,
Komödiantik, Akrobatik, Musik, Gesang und Tanz verlangt das auch,
denn jeder muss seine Rolle ausfüllen, ganz gleich ob Kind oder Erwachsener.
Aber obwohl es vor allem jetzt in der Zielgeraden mit voller Kraft zu
Werke geht und die Gruppen zusammengeführt werden, läuft alles
in fröhlicher, unbefangener Atmosphäre ab. "Pippi Langstrumpf"
soll ein flottes, schauspielerisch farbiges und intensives Theater werden,
bei dem der Funke der Begeisterung auf die Zuschauer aller Generationen
überspringt.
(Text und Foto: Gerhard Bauer) |